Besonderheiten des Gräserrückschnitts im zeitigem Frühjahr
Zum Glück haben die meisten, die
sich professionell mit der Pflege
von Stauden beschäftigen schon
verstanden, dass man den Großteil
der Stauden nicht im Herbst,
sondern im Nachwinter oder zeitigen
Frühjahr zurückschneidet.
Einerseits, so die Begründung,
können sich die Gartenbesitzer
im Winter an deren Silhouetten
mit dem anhaftenden Reif und
der leichten Schneehaube erfreuen,
andererseits schützen die verbleibenden
alten Pflanzenteile
die Erneuerungsknospen.
Aber
nicht jeder weiß, wann für die
verschiedenen Gräser der richtige
Schnitttermin ist und wie man
dabei am günstigsten vorgeht
Es wird Zeit, wenn die Krokusse spitzen
Generell sollten winterharte
Stauden, die Eis und Kälte trotzend
stabil im Beet stehen, nicht
vor dem Spitzen der ersten Krokusse
geschnitten werden. So
wirkt die Fläche nicht zu lange
kahl, sondern es zeigt sich schon
bald nach dem Rückschnitt neues
Grün. Allerdings gibt es gerade
bei Gräsern große Unterschiede
hinsichtlich des zu erwartenden
Wiederaustriebs. Während Federgräser
(Stipa spec. ), Reitgräser
(Calamagrostis spec.),
Schmielen (Deschampsia caespitosa),
Blaustrahlhafer (Helictotrichon
sempervirens), Schwingel
(Festuca spec.) oder auch das
Herbstkopfgras (Sesleria autumnalis)
zu den früh treibenden
Gräsern zählen, die schon im
April/Mai grüne Blatthorste bilden
und folglich schon früh im
Februar oder Anfang März geschnitten
beziehungsweise ausgeputzt
werden sollten, verweilen
viele aus Nordamerika stammende
Präriegräser, wie beispielsweise
Chinaschilf (Miscanthus sinensis),
Rutenhirse (Panicum virgatum)
oder Prärie-Besengras
(Schizachyrium scoparium) noch
lange im Winterschlaf und können
sogar erst im April geschnitten
werden. Dies gilt auch für die
Pennisetum-Arten.
Folgende Tipps sind beim Gräserschneiden zu beachten:
Früh treibende Gräser (etwa
Calamagrostis spec.) sind im
Februar/März bodennah von
Hand oder maschinell mit Heckenschere
oder Freischneider
zurückzuschneiden. Vorsicht
ist beim Einsatz rotierender
Schnittgeräte geboten, da Steine,
Pflanzenreste und anderes
weggeschleudert werden und
somit eine Gefahr darstellen
können. Besser und ebenso rückenschonend
eignet sich hier
die Teleskopheckenschere.
Wintergrüne Gräser, wie Blaustrahlhafer
oder Atlasschwingel
(Festuca mairei), aber auch
andere Gräser mit dichten
Horsten, wie etwa die Rasenschmiele,
das Herbstkopfgras
und ähnliche werden nicht geschnitten,
sondern abgedreht
bzw. „ausgeharkt“ oder „gerauft“.
Ein horizontaler Rückschnitt
führt bei diesen Gräsern
oft zu „kreisrundem
Haarausfall“ bis zum späteren
Absterben. Im Abstand von
drei bis fünf Jahren sollten
dichte Horste aufgenommen
und geteilt werden.
Immergrüne Schattengräser,
wie die Waldmarbel (Luzula
sylvatica) oder zahlreiche immergrüne
Seggen (Carex morowii
und andere) sollten im
Nachwinter gar nicht geschnitten
werden.
Die Reste von Großen Pfeifengräsern
(Molinia arundinacea),
die in der Regel beim ersten
Schnee in sich zusammenfallen,
können einfach mit dem
Laubbesen weggefegt werden.
Das Schneiden erübrigt sich
hier von selbst.
Spättreibende Präriegräser
können bis Ende April geschnitten
werden. Um das Beet
im Frühjahr nicht so trostlos
erscheinen zu lassen, sollten
hier „Vorläuferstauden“, wie
Narzissen, Tulpen und andere
Frühjahrsgeophyten, oder
auch frühe Stauden gepflanzt
werden. (ts)
Text und Fotos: Erich Luer (Master Stauden)
veröffentlicht in TASPO GalaBauReport Nr. 10